Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde von den Alliierten der Luftpostdienst in Deutschland völlig eingestellt. Weder deutsche noch ausländische Maschinen durften Postsendungen von deutschen Absendern im Rahmen des zivilen Postverkehrs befördern. Erst ab dem 15. Juli 1948 war es wieder gestattet, Briefe innerhalb Deutschlands auf dem Luftweg zu transportieren. Allerdings nur auf der Strecke Frankfurt am Main – Berlin (West). Am 05. Mai 1949 kam die Flugstrecke Hamburg – Stuttgart hinzu. Kurze Zeit später, am 15. Mai 1949, war Postverkehr auch von Hamburg nach Berlin (West) möglich. Mit dem Erlangen der politischen Souveränität 1955 erhielt Deutschland auch die Lufthoheit zurück. So nahm die Lufthansa ab dem 01. April 1955 die Aufgaben zur Postbeförderung wahr.
Am 01. September 1961 wurde die zuschlagsfreie Nachtluftpostbeförderung eingeführt. Gleichzeitig wurde ein sternförmiges Nachtluftpostnetz eingerichtet, dessen Zentrum der Flughafen in Frankfurt am Main war. Für den Fall, dass auf Grund von Witterungsbedingungen Frankfurt am Main als Zentrum nicht zur Verfügung stand, war der Flughafen Köln/Bonn als Ausweichflughafen vorgesehen.
Um die Postsendungen aus den Städten und Gebieten zu den angeschlossenen Flughäfen zu transportieren, musste eine Lösung geschaffen werden. Die Deutsche Bundesbahn war zum einen bei der Postbeförderung bereits ausgelastet, zum anderen machten Verspätungen und Oberleitungsprobleme vom Bahnhof zum Flughafen eine andere Lösung notwendig. So wurde das System der Überlandpost aufgebaut.
Anfangs wurden zwei Arten der Überlandpost unterschieden:
- Üp A: Überlandpost mit Briefumarbeitung und Beförderung von Postsendungen aller Art
- Üp B: Überlandpost mit Briefumarbeitung und Beförderung fertiger Brief-Beutel
Ab dem 28. Mai 1967 (Umstellung auf den Sommerfahrplan 1967) wurde diese Unterscheidung aufgehoben und es gab nur noch die Bezeichnung „Überlandposten mit Umarbeitung“ (kurz ÜpU).
Während für andere Gebiete die Überlandpost bereits existierte, dauerte es für den Bereich Hamm noch einige Zeit bis die erste Überlandpost mit Umarbeitung Wirklichkeit wurde. Nach einer längeren Vorbereitungszeit, in der zum Beispiel kleinere Briefabgabestellen auf den Verkehr zum Postamt Hamm zentralisiert werden mussten, wurde zum 03. März 1969 die ÜpU 470-5/1+2 eingerichtet. Diese verkehrte zunächst auf der Strecke Hamm – Flughafen Düsseldorf – Hamm in den Nächten Montag/Dienstag bis Freitag/Samstag und löste die Verbindung ÜpU 478-1/1+2 (die aus Lippstadt kam) ab. Den Fahrer dieses Überlandpostens (einem umgebauten Linienbus des Postreisedienstes) musste das Postamt Hamm stellen, während das Personal für die Umarbeitung an Bord von der Bahnpostdienststelle Hagen (später dem Bahnpostamt Köln bzw. dem Postamt Köln) gestellt wurde.
Strecke 1 | Strecke 2 | |
Hamm | ab 21:40 Uhr | an 04:25 Uhr |
Dortmund | 22:15 Uhr | |
Bochum | 22:40 Uhr | |
Düsseldorf Flughafen | an 23:30 Uhr | ab 02:45 |
Mit der Entscheidung des Ministeriums für Wirtschaft, Mittelstand und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen war es Propellermaschinen zwischen 22:00 Uhr und 06:00 Uhr nicht mehr erlaubt, auf dem Flughafen Düsseldorf zu landen bzw. zu starten. Daher wurde der Flughafen Düsseldorf zum 31. März 1970 aus dem Nachtluftpostnetz entfernt. Ab dem 01. April 1970 musste nun die Verbindung ÜpU 470-5/1+2, ebenso wie die ÜpU 440-5 (von Münster aus), ihre Postsendungen zum Flughafen Köln/Bonn transportieren, wie es die ÜpU 580-1 (startend in Hagen) schon seit mehreren Jahren tat. Ein Postaustausch fand an den Autobahnrastplätzen Lennhof (bei Hagen-Nord) und Ehrenberg (bei Wuppertal) auf der Bundesautobahn A1 statt.
Dennoch war die Überlandpost nicht vor Problemen geschützt. Schlechte Witterungsverhältnisse, wie Schnee und Nebel, sowie Staus beeinträchtigten den Verkehr der Überlandpost. Auch der Streik des Bodenpersonals am Flughafen vom 29. Januar 1971 bis zum 09. Februar 1971 behinderten das Ziel, Briefe einen Tag nach der Einlieferung (E+1) zuzustellen. Mit der Reduzierung der Briefabgabestellen und der Ausrüstung dieser Postämter mit modernen Briefverteilanlagen wurde die Umvereilung bei Überlandpost nach und nach überflüssig (Im Sommer 1971 existierten noch 32 Überlandposten mit Umarbeitung. 8 Jahre später war die Zahl bereits auf 15 Überlandposten gesunken).
Am 30. Mai 1976 stellte die ÜpU 580-1 (von Hagen) ihren Betrieb ein. Postsendungen aus Remscheid und Bochum wurden nun ebenfalls über die ÜpU 470-5 (von Hamm) befördert. Daher fand nun auch ein Halt auf dem Autobahnrastplatz Remscheid statt. Ab dem 28. September 1981 wurde der Halt in Remscheid allerdings wieder gestrichen. Am 30. Mai 1986 wurde auch die ÜpU 440-5 (von Münster) eingestellt. Gleichzeitig entfiel auch der Halt auf dem Rastplatz Lennhof.
Die letzte Fahrt der Überlandpost mit Umarbeitung für die Strecke ÜpU 470-5 fand in der Nacht vom 29. Mai 1987 auf den 30. Mai 1987 statt. Für Hamm endete das Kapitel Überlandpost somit nach neunzehn Jahren. In Deutschland traten die letzten Überlandposten 28. Mai 1988 ihre Fahrt an, ein Jahr nach Einstellung der Überlandpost in Hamm.
Überlandpost-Stempel von Hamm
ÜpU 470-5 auf der Strecke Hamm – Flughafen Düsseldorf – Hamm (03. März 1969 bis 31. März 1970)
Unterscheidungsbuchstabe a
Unterscheidungsbuchstabe b
ÜpU 470-5 auf der Strecke Hamm – Flughafen Köln/Bonn – Hamm (01. April 1970 bis 30./31. Mai 1987)
Unterscheidungsbuchstabe a
Unterscheidungsbuchstabe b
Abweichung mit Schrägstrich zwischen Tour und Strecke
Quellen
- Norbert Droste: Überlandposten mit Umarbeitung in Westfalen. In Postgeschichtliche Blätter der Gesellschaft für deutsche Postgeschichte e.V. – Bezirksgruppe Dortmund (Dezember 1989), Seite 40 ff.
- Heinz Neumann: Zur einführung der Postleitzahlen und des Nachtluftpostnetzes (1961). In 40 Jahre Verband der Philatelisten in Nordrhein-Westfalen – Philatelistische Belege dokumentieren vier Jahrzehnte Postgeschichte (1989), Seite 43 ff.
- Labitzke, Hans J: Die deutschen Strassenposten mit Umarbeitung, Hannover, Selbstverlag